Notizblog | Freilassing | Hafnerkapelle und KreuzwegStephan WrobelDie "vergessene" Kapelle am KreuzwegDer Kreuzweg
Oder man kann seinen Blick zurück auf das Wahrzeichen Freilassings inmitten des Häusermeers der Stadt richten – die ☞ Rupertuskirche (74 m), das höchste Kirchengebäude unserer Region diesseits von ☞ Saalach und ☞ Salzach. (Auf der anderen Seite der Saalach liegt Österreich, wo der ☞ Dom in der ☞ Altstadt Salzburgs eindrucksvolle Türme mit 81 Metern Höhe zeigt.) In der Ferne, im Süden und Osten, blickt man vom Kreuzweg aus über die Stadt hinweg auf die stille Bergwelt – mit Weitsicht vor allem zur weithin sichtbaren österreichischen Wallfahrtsbasilika ☞ Maria Plain und zum ☞ Gaisberg, dem Hausberg der Salzburger; sowie zum sagenumwobenen ☞ Untersberg (Foto), wo ☞ Kaiser Barbarossa wartend schlafen soll (vgl. Kyffhäuser-Mythos). Und im Westen, mit etwas Glück am Abend, auf einen prächtigen Sonnenuntergang! Und natürlich auf den T(eisen)berg (Eisensteinzeche), der sich zwar von hier aus gesehen am westlichen Horizont unauffällig darstellt, doch sehr lange geschichtlich ziemlich bedeutsam war, wie wir sehen werden (☞ Annahütte). Zum Alpenpanorama am Kreuzweg gehören weitere interessante Bergnamen mit Geschichte(n). Sei es zum Beispiel die weithin sichtbare barbusige "Schlafende Hexe" im Lattengebirge mit der berühmten Predigtstuhlbahn von ☞ Bad Reichenhal. (Die Bahn ist eine der ältesten erhaltenen Großkabinenseilbahnen der Welt, die nach einer Insolvenz von der Unternehmensgruppe eines Freilassinger Multimillionärs erworben wurde, der hier unter anderem auch für sein soziales Engagement bekannt ist.1) Oder das prächtige, schön anzuschauende ☞ Staufenmassiv. Mit dem Blick zum Hochstaufen, nicht nur vom Kreuzweg, sondern auch von meinem Balkon aus, kommt mir meist eine historische Besonderheit, eine Staatsgrenze, in den Sinn.* ![]() Vor der Errichtung der Hafnerkapelle im 19. Jahrhundert befand sich genau an ihrer Stelle, und das, wie ich meine, nicht ohne bemerkenswerten historischen Grund, worauf ich noch eingehe, ein großes Holzkreuz oder Wetterkreuz (Freilassing 2007, S. 27). Also am Beginn unseres Kreuzweges. Wohingegen heute am Ende des Feldweges (an einer nicht wenig befahrenen Verbindungsstraße) ein einfaches großes Holzkreuz steht (Foto). Der Name des Kreuzweges hat auf jeden Fall seine Bedeutung! Die KapelleDie Sommerfrischler (☞ Fremdenverkehr) hatten jedenfalls damals von der Hafnerkapelle aus noch einen unverstellten Blick zur ☞ Peterskirche, der zweiten Kirche Salzburghofens – der einst getrennten "Leutkirch" im Dorf für die einfachen Leute (im Gegensatz zur ☞ Marienkirche in dem uralten Ort, der ja seinerzeit ein Versorgungshof mit Lebensmitteln für deutsche Herzöge, Könige, Kaiser und schließlich für die Erzbischöfe von Salzburg war). Und wie die Ansichtskarte um 1930 zeigt, sieht man nicht nur ☞ Maria Plain, sondern vor allem zum ☞ Gaisberg, damals natürlich noch ohne den 100 Meter hohen Sendeturm mit Antennen (externer Link), dessen Sendegebiet heute bis in den Großraum München reicht. Eigentlich sollte ich beim Schlendern den kleinen Backsteinbau an der Vinzentiusstraße 56 längst bemerkt haben, denn er steht direkt an der Ecke ☞ Matulusstraße, wo einst der Kreuzweg begann. (Vgl. dazu den Lageplan unten.) Eigentlich ... wenn sie sich nicht gerade hinter Laub, Sträuchern und Bäumen versteckt hält. Lange habe ich aus diesem Grund auf meinem Weg zum Kreuzweg die Kapelle beim Vorübergehen nicht wirklich wahrgenommen. Eines Tages, Anfang März, bemerkte ich sie. Vielleicht waren die Sträucher im Korridorzugang zur Kapelle von der Vinzentiusstraße aus beschnitten worden. Oder die Sicht war jetzt einfach freier, weil zu dieser Jahreszeit noch kein Laub die Sicht auf sie verdeckt hatte. Zum ersten Mal näherte ich mich der kleinen Kapelle. Erstaunt las ich über der Eingangstür: "Hafnerkapelle erbaut um 1857 von der Familie Hafner Salzburghofen." Damit hatte ich nicht gerechnet! Seitdem interessiert mich die kleine alte beschauliche Kapelle, die bei Abfassung dieses Berichts frei zugänglich auf dem Gelände des ☞ Krankenhauses steht, nicht nur für Fromme oder für Bittgesuche von Kranken. Man kann mit etwas Interesse an Ortsgeschichte ganz Erstaunliches über die Hafnerkapelle und das sie umgebende Areal herausfinden, das früher nur aus Feldern bestand (und das bis zum sogenannten Kirchfeld reichte, wie man auf alten Karten sehen kann). Dort fanden Dinge statt, die sowohl über 200 Jahre als auch tausend Jahre zurückliegen – Gänsehautfeeling, wie ich finde, und womit sich dieser Artikel in weiteren Fortsetzungen (Aktualisierungen) im Laufe der Zeit beschäftigen wird! Ein eigentümlicher, besonderer Ort im Norden der Stadt Freilassing. Der stille Raum. Ich öffnete die zweiflügelige Holztür und betrat den schlichten, stillen sakralen Raum mit Altar und einigen Holzbänken. Im Innenraum, auf dem Weihwasserbecken, steht die Jahreszahl "1876" (Foto). Und noch eine Entdeckung sollte Bedeutung haben, die ich vorab schildern möchte: An einem Sommerabend stand ich unmittelbar vor dem grünen Naturkorridor zur Kapelle in der Vinzentiusstraße. Plötzlich flogen blitzschnell über meinem Kopf Fledermäuse durch den Korridor an der Kapelle vorbei in Richtung der vielen uralten Bäume, die noch zahlreich auf dem Gelände bis zur ☞ "Heilingbrunner-Villa" stehen (übrigens ebenso wie unsere Kapelle unter Denkmalschutz; Quelle #101). Ein einzigartiges Biotop, das seltenen Fledermausarten und anderen Tieren Unterschlupf bietet, für saubere Luft sorgt und den Grundwaserspiegel reguliert, wie ich von Fachleuten bei einer Ortsbegehung erfuhr, dessen Schutz heute offenbar in Freilassing nicht selbstverständlich ist.3 Dazu an anderer Stelle mehr unter ☞ "Matulusstraße, Bauprojekt 'Matulusgarten'" (vgl. Quelle #115). Auf der Landkarte
QuellennachweisSiehe Angaben im laufenden Text, numerierte Quellen sind beim Verfasser hinterlegt. Quellenverweis für diesen Artikel (empfohlen)Stephan Wrobel: Die "vergessene" Kapelle am Kreuzweg. Hafnerkapelle und Kreuzweg, Freilassing. Publiziert in Fortsetzungen, in: "Was man schreibt, das bleibt!" (persönlicher Blog), URL: http://www.stephan-wrobel.de/notizblog/freilassing/schlendern-1/hafnerkapelle (abgerufen am ). Dein InputHast du, lieber Leser, oder Sie, liebe Leserin, zu diesem Thema etwas persönlich Erlebtes, Quellen, Informationen oder private Fotos zur Vervollständigung oder Ergänzung dieser Seite beizutragen? Bitte freifühlen, mich per Email zu kontaktieren (siehe Impressum). Dankeschön. |