Notizblog & Ortsgeschichte | Anmerkungen

zu Walter Kirchschlager (Maler, Graphiker, Autor)

Quelle

Walter Kirchschlager: Salzburger Stadttore. Ein historischer Spaziergang entlang den alten Stadtmauern. Salzburg 1985.

Biografisches

Walter Kirchschlager (* 1940 in Salzburg) ließ sich sieben Jahre lang in Maltechniken bei Professor Walter Boschan ausbilden. Der Graphikzyklus "Salzburger Stadttore" entstand in den Jahren 1981 bis 1983, die er anschließend (1983) im Salzburger Traklhaus ausstellte und zwei Jahre später (1985) in diesem Buch veröffentlichte. Ein Jahr vor Vollendung seiner zwölf Graphiken (1982) begann er mit Quellenstudien zum Thema in Archiven und Bibliotheken, so dass er neben seinem künstlerischen Schaffen ein fundiertes Werk über die noch bestehenden und ehemaligen Stadttore Salzburgs vorlegen konnte (Klappentext, Edition Salis im Verlag der Salzburger Druckerei).

Der österreichische Historiker Univ.-Prof. Dr. Heinz Dopsch (*/+ 1942–2014) beschreibt Walter Kirchschlager wie folgt: "Der Autor, der beruflich in der Fördertechnik tätig ist, stieß vor Jahren zufällig auf den Stich eines alten Stadttores. Das damals geweckte Interesse führte zu einer jahrelangen intensiven Beschäftigung mit diesem Thema. Kirchschlager hat nicht nur die Quellen und die bisher vorhandene Literatur umfassend studiert und gründlich verarbeitet; als Maler und Graphiker hat er auch die verlorenen Stadttore nach alten Vorlagen rekonstruiert und dargestellt. Diese liebevoll gearbeiteten Bilder verbinden sich mit dem einfühlsamen Text zu einem abgerundeten Gesamtwerk. Ein derartiges Buch kann nicht von Wissenschaftlern geschaffe werden, sondern nur von einem Künstler, bei dem sich die Liebe zur Heimatstadt und das Interesse an ihrer Geschichte mit der besonderen Ausdrucksfähigkeit in Wort und Bild glücklich verbinden. Damit wird der historische Spaziergang entlang der alten Stadtmauern und Stadttore, zu dem dieses Buch einlädt, für Einheimische und Fremde zu einem unvergesslichen Erlebnis" (Kirchschlager 1985, Vowort von Heinz Dopsch, S. 9 f.).

"Die Sorge um einen endgültigen 'Verlust auf Raten' ist vielerorts unverkennbar. Das Teilen dieser Sorge, aber auch die tiefe Hoffnung auf einen breiten Wandel in der Einstellung zu diesem 'geborgten Kunstwerk Salzburg', hin zu einer bewahrenden Sorgsamkeit, bildeten das Motiv, den Salzburger Stadttoren und ihrer wechselvollen Geschichte dieses Buch zu widmen, das dem Leser helfen will, innezuhalten und sich bewußt zu werden seiner großen Verantwortung für ein reiches Erbe. W.K." (Kirchschlager 1985, Einführung, S. 16).

Aus meiner Sicht

Das akribisch recherchierte Handbuch und detailreiche Nachschlagewerk von Walter Kirchschlager ist eine Bereicherung für die Ortsgeschichte Salzburgs.

Es ist sein Verdienst, "in zwölf liebevoll gefertigten künstlerischen Graphiken – geschaffen nach alten Bauplänen, Skizzen und Beschreibungen" einige "der schönsten Torbauten dem heutigen Betrachter wiedererstehen" zu lassen. "Aus allen erreichbaren Quellen hat der Autor das Aussehen, die Geschichte des Baues und des Bestehens, kurz: das Schicksal der über 40 alten Tore der Stadt Salzburg erforscht und nachgezeichnet" (Klappentext). Das sollte gewürdigt werden. Sein Buch wird im Salzburgwiki vorgestellt, allerdings ohne Informationen zu seiner Person, jedenfalls ohne zum Zeitpunkt meines Besuchs der Seite. (Siehe auch meine Bemerkung unten bei "Inhaltsverzeichnis".)

Aus dem Inhalt/Zitate

"Selten wurde um den Bestand eines historischen Bauwerks so gekämpft wie um das Linzer oder St. Sebastians-Tor. Als Kaiser Franz Joseph am 4. Jänner 1860 das fortifikatorische Bauverbot aufhob und der Gedanke der Stadterweiterung jedes Hindernis im wahrsten Sinn des Wortes überrolte, waren die Weichen für das Ende dieses prunkvollen alten Tores gestellt.

Jahrelange Kämpfe engagierter Bürger, konservativer Organisationen [...] und des 1862 gegründeten Salzburger Stadtverschönerungsvereins (heute Stadtverein Salzburg) konnten nicht verhindern, daß ein Gemeinderatsbeschluß unter dem damaligen Bürgermeister Dr. Franz von Hueber, das Linzer Tor abzureißen, zu Beginn des Jahres 1894 exekutiert wurde, obwohl dazu keinerlei dringende Notwendigkeit bestand.

Verkehrsfanatiker argumentierten mit angeblichen Behinderungen für die 'Zeugln' der Viehhändler oder der Faistenauer Kohlenbauern und wurden dabei durch die Hausbesitzer der oberen Linzer Gasse bzw. des angrenzenden Schallmoos kräftig unterstützt. Sie erhofften sich nämlich durch den Wegfall des Tores eine Werterhöhung ihrer Objekte. Vergessen war die Zeit, da täglich Hunderte Fuhrwerke, darunter Lastwagen mit sechs, acht und noch mehr Pferde bespannt, von Österreich kommend, den Weg durch das Tor nach Bayern, Tirol, Kärnten und Triest nahmen oder lange Militärzüge auf dem Weg zum Exerzierfeld in der Gnigl das Tor passierten. Die Demolierer siegten. Aus heutiger Sicht wurde ein Erfolg des Augenblicks bezahlt mit einem unwiderbringlichen Verlust für die Stadt Salzburg. Folgender Reim hat sich aus den Tagen des Ringens gegen den Abbruch erhalten:

Der Bürger baut's
zur Wehr, zur Zier.
Ein Bürgerdenkmal,
steht es hier.

Mit Überhast
und Mißverstand
brach nieder es
der Bürger Hand.


[...] Als österreichische Truppen das Land Salzburg in Besitz nahmen, war es das Linzer Tor, an dem am 29. April 1803 der neue Landesherr feierlich empfangen und ihm die Schlüssel der Stadt überreicht wurden. [...] Das Linzer Tor mußte 1894 einem blinden Fortschrittsglauben weichen" (Kirchschlager 1985, S. 93, 95).

"Abb. 8 "Ofenlochberg mit einem Thore und Mauerwerk der alten Stadt Juvavia, den 28. Februar 1815". Aquarell, gefunden auf dem Salzburger Nikolausmarkt, mit einer Darstellung des Römertores" (Kirchschlager 1985, S. 73, 141). Anmerkung: Das sogenannte Römertor, das 1830 abgebrochen wurde, befand sich auf der Höhe der heutigen Sinnhubstraße 25, siehe Nr. 25 in dem dem Buch beigefügten Kartenwerk. "Der beschriebene Mauerrest ist bis heute zwischen den Häusern Sinnhubsstraße 25 und 27 erhalten geblieben" (Kirchschlager 1985, S. 73, 74).

"Das Römertor. Eine Mauer, die sich vom Mönchsberg herunter zu den Peter-Weihern zog und mittels eines Torturmes noch Anfang des 19. Jahrhunderts die Sinnhubstraße sperrte, gab Anlaß für abenteuerliche Spekulationen und Deutungen.

Zwischen Untersberg und Mönchsberg bzw. Rainberg sollte während der Römerzeit eine quer durch das Moor gezogene Mauer, die auch unter 'Römermauer' oder 'Pestmauer' in die Literatur eingegangen ist, als Talsperre feindliche Angreifer abhalten.

Wenn auch ein solches Bauwerk auf Moorboden in diesem Umfang als eher unwahrscheinlich erscheint und es dafür auch keine Belege gibt, so sind die Berichte von Augenzeugen über den Torbogen in der Sinnhubstraße doch beachtenswert" (Kirchschlager 1985, S. 73).

Inhaltsverzeichnis

Quelle: Salzburgwiki (Webseite, ohne biografische Angaben zum Urheber des Werkes von Walter Kirchschlager; abgerufen am 8.06.2020):

Das Äußere Nonnbergtor
Das Inneres Nonntaler Tor
Das Kajetanertor
Das Kumpfmühltor
Das Michaelstor
Die Pforte
II. Brückentor
Das Klampferertor
Das Rathaustor
Das Obere Tränktor beim Löchlbogen
Das Fleischtor
Niederes Tränktor
Das Sigmundstor
Das Gstättentor
Das Klausentor
Das Salzachtor
Das Laufener Tor
Das Müllegger Tor
Das Wartelstein Tor
Die Monikapforte
Die Augustinerpforte
Die Bürgerwehrtore
Die Bürgermeisterpforte
Das Römertor
Das (innere) Schartentor
Die Mönchsbergpforte

Historischer Spaziergang durch das alte Salzburg rechts der Salzach

Das Äußere Steintor
Das Innere Steintor
Die Felixpforte
Das Franziskustor
Das Innere Ostertor
Das Linzer Tor
Das Äußere Linzer Tor
Das Äußerste Linzer Tor
Das Kotbrücktor
Das Bergstraßtor
Das Mirabelltor
Das Tor am Hannibalplatz
Die Lederertore
Das St. Andreas-Tor, später Sauterbogen genannt
Das Tränktor am Bade

Anhang

Abbildungen im Anhang, Bildquellennachweis, Anmerkungen, Literaturverzeichnis, Glossar (Erklärung von Fachausdrücken)
Die Inschriften der Salzburger Stadttore