Stephan Wrobel

Notizblog | Mein Stadt- und Naturschlendern


Stephan Castellio unterwegs

Matulus lässt unbekannterweise grüßen –
die Matulusstraße in Freilassing

Vorläufige/laufende Version 2022 | Stand 9.01. (refresh )

Wer ist denn Matulus?

Die Matulusstraße gehört zu den wenigen Straßen in der Stadt, die den Namen eines "Freilassingers" tragen. Matulus war offensichtlich ein Römer oder Romane, der vor über 1.500 Jahren auf heutigem Freilassinger Stadtgebiet lebte und Spuren hinterließ, und daher wissen wir von ihm. Sein Name taucht auf einem beschädigten sogenannten Römerstein auf, einer Aschenurne, die an der Marienkirche in Salzburghofen vor Jahrhunderten dort verbaut und erst im letzten Jahrhundert entdeckt worden ist (#1).

Damit punktet der Römer oder Romane "Matulus" als erster namentlich bekannter Bewohner auf dem heutigen Gebiet der Stadt Freilassing, die seinerzeit zum Verwaltungsgebiet (nicht Stadtgebiet) der römischen Stadt Iuvavum gehörte, dem heutigen Salzburg.

Die Straße in Freilassing, die heute seinen Namen trägt, sollte ihn aus der Vergessenheit reißen.

Doch wer war Matulus?

Wo lag einst sein Haus, sicherlichh eine römische villae rusticae oder eine kleinere Gutsanlage, wie sie mehrfach in unserer EuRegio Salzburg - Berchtesgadener Land (BGL) archäologisch nachgewiesen sind?

Welche Arbeit oder Funktion übte Matulus aus? Hatte er sich als verdienter Veteran der römischen Besatzungsarmee oder als römischer Beamter hier zur Ruhe gesetzt und war Selbstversorger geworden?

Oder war sein Gut Teil eines Wirtschaftssystems römischer Gutshöfe in unserer Region, um Iuvavum (Salzburg) mit Lebensmitteln zu beliefern?*

* Das hängt nicht zuletzt von dem Zeitpunkt ab, wann sein Gut noch betriebsbereit war oder ob es zusammen mit Iuvavum verfiel (#2)?

Wenn Matulus als Verwalter neben der Aufsicht für seinen Gutshof regelmäßig nach Iuvavum in die Stadt oder auf den Markt fuhr, um Aufgaben, Einkäufe oder Lieferungen zu erledigen, dann war er ein Pendler nach "Salzburg", wie mancher Freilassinger noch heute.

Oder hatte Matulus vielleicht eine Funktion, die etwas mit der römischen Reichsstraße von Iuvavum/Salzburg nach Augusta Vindelicum/Augsburg zu tun hatte, die an der südlichen Stadtgrenze Freilassings zu ☞ Ainring verlief und über die Saalach an der heutigen ☞ "Römerfurt" führte? Zum Beispiel, wenn dort eine Art römische "Service- oder Kontrollstelle" eingerichtet war? (Daneben wurden römische Brandgräber gefunden. Vgl. den Lageplan der Römerstraße Ainring/Freilassing im Vorwort.) Reine Spekulation. Wir wissen es gegenwärtig nicht.*

* Eben so wenig mit Sicherheit, ob es dort einst eine Holzbrücke auf Pfählen für den römischen Fern- und Warenverkehr über die Saalach gab, was einige Forscher auf Grund von Holzpfählenfunden am Ufer annehmen, andere sind da eher skeptisch. Eine prächtige Buntzeichnung der römischen Saalachbrücke (auch bei Enzinger 2009, S. 183) konnte man vor Ort auf österreichischer Seite der Saalach, die zu Wals-Siezenheim gehört, auf einer Infotafel an der "Römerfurt" bewundern. Sie wurde bei den Ufersanierungsarbeiten nach dem Hochwasser 2013 entfernt und erst kürzlich (2021) in renoviertem Zustand wieder aufgestellt. Mehr darüber in dem geplanten Artikel ☞ "Saalach/Römerfurt".

Schön, wenn man diesen Frage im Laufe der Zeit auf den Grund gehen könnte!

Dazu müssten Hinweise auf einen Hof oder ein Gebäude gefunden werden, die mit Matulus und Freilassing oder Salzburg in Verbindung gebracht werden können.

Ein erster Schritt wäre, nach Matulas Hof überhaupt zu suchen. Gehörte zu seinem Hof ein Bestattungsplatz oder Friedhof, wie andernorts bei römischen Gutshöfen am Chiemsee gefunden wurden (#3)? Da der entdeckte sogenannte ☞ Römerstein, die Aschenurne mit seinem Namen, wahrscheinlich irgendwie mit dem Fundort, dem Gelände der späteren Marienkirche in Salzburghofen verknüpft sein könnte, würde es mich nicht überraschen, wenn professionelle Grabungen dort vor Ort das Geheimnis eines Tages lüften könnten. Vielleicht.

Mich fasziniert Dr. Fritz Moosleitners Feststellung, die man durchaus in diesen Zusammenhang stellen kann und ein Schlüssel sein könnte:

"Zahlreiche frühmittelalterliche Kirchenbauten erheben sich über den planierten Resten römischer Gutshöfe, so z. B. in Ising am Chiemsee, Anthering und Hallwang. Es erscheint denkbar, dass man bei der Gründung dieser Sakralbauten an frühchristliche Tradition anknüpfen wollte und irrtümlich die im Gelände noch sichtbaren Ruinen der Gutshöfe für Überreste antiker Kirchenbauten hielt" (#4).

Auf jeden Fall eine spannende Geschichte, die es lohnt, untersucht zu werden!

Fortsetzung folgt ...

Matulus­straße, Bau­projekt "Matulus­garten"

[Text geplant/in Arbeit]


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Auf der Stadtkarte

Karte ... in Planung

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Stephan Wrobel: Matulus lässt unbekannterweise grüßen – die Matulusstraße in Freilassing. Online publiziert im "Notizblog", Mein Stadt- und Naturschlendern (persönlicher Blog), URL: https://www.stephan-wrobel.de/notizblog/freilassing/schlendern-1/matulusstrasse/start-matulusstrasse.htm (abgerufen ).

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